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Presseerklärung

3. September 2002

Die Mapuche wenden sich gegen das Abkommen zwischen der Europäischen Union und Chile

Während sich das Weltgipfeltreffen seinem Ende zuneigt, stellen die Vertreter der Mapuche die Ethik der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft in Bezug auf das Prinzip der Nachhaltigkeit in Entwicklungsländern in Frage.

Die Organisationen des Volkes der Mapuche in Holland, Belgien, Schweden und Grossbritannien widersetzen sich dem Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union (EU) und Chile. Sie haben heute eine Kampagne gegen dessen Ratifizierung eingeleitet und diesbezügliches Informationsmaterial an die Parlamente der jeweiligen Länder sowie das Europaparlament versandt. In den erwähnten Dokumenten drücken die Mapuche ihre Besorgnis über eine Politik aus, die von ihnen als eine Bedrohung für die Existenz und Entwicklungsmöglichkeiten der indigenen Bevölkerung in Chile eingeschätzt wird.

Die Mapuche weisen darauf hin, dass die chilenische Regierung keine Garantie dafür gibt, dass im Zusammenhang mit dem Abkommen Strategien für nachhaltige Entwicklung angewendet werden. Sie befürchten, dass das Abkommen zu verstärkter Wirtschaftsaktivität in den traditionell von ihnen und ihren Vorfahren bewohnten Gebieten führen wird. Multinationale Konzerne und andere Investoren werden Zugang zu unkontrollierter Ausbeutung der natürlichen Energiequellen und Bodenschätze in diesen Gebieten erhalten. Die Tatsache, dass keine politischen Abkommen zum Schutz einheimischer Waldgebiete existieren, hat bereits zu einem alarmierenden Abbau des Öko-Systems und der Biodiversität geführt. Die Mapuche weisen darauf hin, dass alle Projekte zur Entwicklung der Infrastruktur derzeit ohne die Zustimmung der indigenen Bevölkerung eingeleitet werden. Sie weisen darauf hin, dass die meisten der bisher durchgeführten Massnahmen der chilenischen Regierung den Rechten indigener Bevölkerungsgruppen zuwiderlaufen.

Die Mapuche heben hervor, dass das vorgeschlagene Abkommen gegen ethische Prinzipien verstößt, die von der EU unterstützt werden und dass es die Grundlage für unregulierte Wirtschaftsaktivitäten in Entwicklungsländern schafft. Das Dokument stellt im Detail fest:
"Wir sind äußerst besorgt über die totale Missachtung der Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung, des Umweltschutzes und der Menschenrechte indigener Bevölkerungsgruppen, die diese Vereinbarung enthält. Dies sollte im Zusammenhang mit Grundlagen und Vereinbarungen, wie sie von der EU, den Vereinten Nationen und anderen internationalen Organisationen entwickelt worden sind, gesehen werden."

In einem offenen Brief an das Europäische Parlament bitten die Mapuche darum, das Abkommen nicht zu ratifizieren, bevor nicht eine Untersuchungskommission nach Chile geschickt worden sei, um ihre ernsten Besorgnisse im Detail zu überprüfen.

Regierungsunabhängige Organisationen (NGOs) werden darum gebeten, sich mit den Mapuche zu solidarisieren, da die indigene Bevölkerung die höchsten Kindersterblichkeits-, Arbeitslosen- und Analphabetenraten in ganz Chile hat. "Die Lebenserwartung der Mapuche liegt zehn Jahre unter der der restlichen chilenischen Bevölkerung; außerdem leiden sie täglich unter Rassendiskriminierung und einem Mangel an Toleranz. Sowohl der Staat als auch einige Privatpersonen machen sich weiterhin ungehindert das den Mapuche gehörende Land zu eigen."

Im Anhang befinden sich Dokumente, die die Verstösse gegen die Menschenrechte im Detail aufführen, insbesondere die wahllose Festnahme von Frauen, älteren Menschen und Kindern, für die kein Grund angegeben wird. Unter der zunehmenden Anzahl von politischen Gefangenen befinden sich etliche, die so lange im Hungerstreik bleiben wollen, bis man ihnen den Grund für ihre Gefangennahme mitteilt. Das chilenische Rechtssystem garantiert den Mapuche keine Gerechtigkeit. Ihre politischen Führer werden von Militärgerichten verurteilt und beschuldigt, gegen die repressive Gesetzgebung verstossen zu haben, die unter der Diktatur von General Pinochet eingeführt worden ist.

In den zwölf Jahren sogenannter Demokratie in Chile hat die Regierung sich geweigert, die 1989 vom Internationalen Gewerkschaftsbund beschlossene Konvention 169 zu ratifizieren, die die Rechte indigener Völker und Stämme betrifft. Der chilenische Senat hat es vor kurzem unterlassen, indigene Völker in der Verfassung anzuerkennen. Dies ist ein eindeutiger Beweis dafür, dass es ihm an dem politischen Willen mangelt, diesen brennenden Konflikt zu bewältigen.

Wenn Sie Zugang zu weiteren Informationen haben wollen, besuchen Sie bitte unsere Website oder wenden Sie sich an:

Jorge Calbucura (Sweden)
Tel: +46 (18) 471 15 04
http://www.soc.uu.se/mapuche

Reynaldo Mariqueo (UK)
Tel/Fax +44-117-927 9391
http://www.mapuche-nation.org

Gaston Lion (Belgium)
Tel/Fax: +32-71-785652
http://users.skynet.be/reino-del-mapu

 

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