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Waikilaf im Gefängnis von Temuco

Bangen um das Leben von Lonko Juana Calfunaos Sohn

Öffentliche Bekanntmachung – Bristol, 11. September 2006

Der Verteidiger von Waikilaf hat festgestellt, dass dieser Verbrennungen an seinem Körper aufweist, laut Polizeiangaben wurden ihm diese von Häftlingen des Gefängnisses von Temuco zugefügt. Der Angriff passierte am Nachmittag des vergangenen Donnerstags, des 7. Septembers. Sie leerten kochendes Wasser über seinen Rücken.

Die Festnahme von Waikilaf Cadin fand am 17. August 2006 statt. Lonko Juana Calfunao befand sich zu diesem Zeitpunkt in Europa, wo sie an Veranstaltungen zum Thema „Indigene Völker und Menschenrechte“ teilnahm. Unter anderem auch in einer UNO-Arbeitsgruppe in Genf (Schweiz) über indigene Völker.

Mitglieder seiner Gemeinschaft Juan Paillalef sehen in seiner Festnahme einen Akt der Vergeltung und des Versuchs der chilenischen Behörden, die Arbeit an der internationalen Anprangerung von Menschenrechtsverletzungen gegenüber dem Volk der Mapuche, die von Lonko Calfunao offen gelegt wird, einzuschränken. Das ergibt sich aus der befremdenden Kampagne des Aussenministeriums, welches über seine Botschaften in Europa ein Dokument kursieren liess, in welchem reihenweise Strafrechtsfälle gegen die Lonko Calfunao bekannt gemacht werden. Der Inhalt dieses Dokuments wurde vom Anwalt der Lonko, Herrn Freddy Barriga Bucarey, aufgrund Widersprüchlichkeiten, Einstellung der Fälle und Ungenauigkeiten kategorisch zurückgewiesen.

Die Festnahme von Waikilaf fand statt, nachdem sich Mitglieder der Gemeinschaft Juan Paillalef dem Bäumefällen durch Arbeiter der Elektrizitätsgesellschaft Frontel, die Hochspannungsmasten in der Gemeinschaft installieren wollten, entgegenstellten. Dazu muss man ausdrücklich anmerken, dass besagte Gesellschaft bereits 20 Masten ohne Einverständnis oben genannter Gemeinschaft installiert hat. Waikilaf wurde aufgrund von „Entführung, Beschädigungen, öffentlicher Unruhestiftung, Diebstahls und des illegalen Tragens einer Stichwaffe“ verhaftet. Während der Haft war Waikilaf Opfer grausamer, unmenschlicher und erniedrigender Behandlung durch die Polizei, bis er vom Gericht in Temuco aus Mangel an Beweisen frei gelassen wurde.

Nichtsdestotrotz hat die Staatsanwaltschaft von Temuco das Berufungsgericht dieser Stadt angerufen und die Existenz laufender Prozesse gegen ihn angeführt, welche dazu führten, die Entscheidung des Gerichts zu widerrufen und eine Untersuchungshaft für Waikilaf anzuordnen. Zusammen mit gemeinen Verbrechern inhaftiert, besteht für das Leben von Waikilaf ernste Gefahr. Am 26. September 2004 wurde der politische Mapuche-Gefangene Julio Huentekura, der in der Strafvollzugsanstalt von Santiago eingesperrt war, von gewöhnlichen Häftlingen auf dem Gelände durch Messerstiche getötet.

Trotz offensichtlicher politischer Merkmale dieses Kampfes von Mapuche-Gemeinschaftern bestehen die chilenischen Behörden darauf, ihn als verbrecherische Handlung einzustufen. Ironischerweise wurden gestern noch unter der Militärdiktatur Gefangene, die aufgrund solcher Aktivitäten gemacht wurden, als politische Gefangene betrachtet während sie heute in der Demokratie als gewöhnliche Gesetzesbrecher betrachtet werden. Nicht weniger unsinnig ist die Anwendung des Anti-Terrorgesetzes, welches heute ausschliesslich gegen die Mapuche angewendet wird. Dieses Gesetz wurde vor kurzem von den chilenischen Gesetzgebern diskutiert, nachdem der Druck internationaler Menschenrechtsorganisationen und der politischen Mapuche-Gefangenen, die einen 70-tägigen Hungerstreik absolvierten, eine Zusage zu Reformen nötig machte.

Die Ablehnung der Anti-Terrorgesetz-Reform durch die chilenischen Gesetzgeber, gefördert von der Regierung, ohne Unterstützung von der eigenen Koalition, hat eine tiefe Enttäuschung beim Volk der Mapuche hervorgerufen, da es uns das Fehlen von Pflichtgefühl zeigt, getroffene Abmachungen mit dem Volk der Mapuche zu würdigen. Die christdemokratische Partei, Mitglied der Regierungskoalition, hat sich mit der rassistischen und anti-mapuche-eingestellten Rechten zusammengeschlossen, um die Reform besagten Gesetzes verhindern. Diese sprechen dem Volk der Mapuche naturgemäss jegliche Grundrechte ab, indem sie die gerechtfertigten Rechtsansprüche kriminalisieren und die Anführer einsperren.

Es ist die gleiche politische Gesellschaftsschicht, die am 11. September 1973 den Militärputsch förderte oder unterstützte, der die Demokratie beendete, den Tod von tausenden Chilenen verursachte, andere hunderttausende ins Gefängnis brachte und ins Exil trieb. Es sind sie, welche Gesetze und repressive Praktiken anwendeten, welche die demokratische Regierung heute gegen das Volk der Mapuche gebraucht.

Die politische Verfolgung und der Zustand der Wehrlosigkeit, in dem sich die Anführer und Autoritäten der chilenischen Mapuche befinden, wurden von nationalen und internationalen Menschenrechtsorganisationen ausführlich dokumentiert. Diese Situation wird – einmal mehr – von der Ermordung des 71-jährigen Lonko Juan Collihuin Catril durch die chilenische Polizei unterstrichen. Das polizeiliche Aufgebot von ungefähr 14 Individuen, Uniformierte und Zivilgekleidete, kam um 01:00 Uhr morgens zum Haus des Mapuche-Anführers. Ohne einen Durchsuchungs- oder Haftbefehl vorzuweisen, haben sie angefangen, wahllos auf die Familie zu schiessen. Sie verursachten den Tod des Lonko und haben den beiden Söhnen, Juan und Jose, schwere Schussverletzungen zugefügt. Dieser Angriff hat sich am 28. August letzten Jahres in der Gemeinschaft Bollilco Grande (Imperial, IX Region) unter dem Vorwand eines Viehdiebstahls zugetragen.

Der Lonko Juan Collihuin und die Lonko Juana Calfunao haben eine gemeinsame Vergangenheit, beide haben sie gegen die Militärdiktatur und für die Rückkehr der Demokratie gekämpft. Das hat dazu geführt, dass die lokalen Grossgrundbesitzer alle möglichen Vorwände gesucht haben, um sie zu verfolgen, eingesperrt zu halten, und sowohl sie, als auch ihre Familien zu foltern. Dieser Zustand wurde von den chilenischen Behörden festgestellt und anerkannt und führte dazu, dass Lonko Collihuin in den Genuss der von dem Valesch-Gesetz vorgesehenen Entschädigungen kam.

Zweifellos war die chilenische Regierung unfähig, die jämmerlichen feudalen Praktiken zu unterbinden, die von den wirtschaftlichen und politisch einflussreichen Machthabern, die auf Mapuche-Territorium siedeln, ausgeübt werden. Es sind die gleichen, die mittels Manipulation der Rechtsordnung für ihre Verwässerung (wörtl: Zerkleinerung, d. Üb.) verantwortlich sind und dass die Mapuche die Polizei als ihre ganz privaten Wachmänner wahrnehmen und den Rechtsstaat als Werkzeug, um den Landraub an den Mapuche, den rechtmässigen Eigentümern, zu begehen.

Sie sind es, die anordnen, Mapuche-Anführer festzunehmen, indem sie diese anklagen: terroristische Bedrohung, terroristische Brandstiftung, unerlaubte terroristische Vereinigung, Diebstähle, etc. Sie bestechen die Polizei und Richter, um sich Land inmitten des Gebietes der Vorfahren der Mapuche-Nation zu bewahren, Land, das ihnen nicht gehört. Sie lassen all die Gemeinschaftsmitglieder, die für die Rückgabe ihrer Gebiete, Wahrung ihrer Völkerrechte und freie Selbstbestimmung kämpfen, zügeln und einsperren.

Mapuche International Link richtet einen Appell an Menschenrechtsorganisationen und an Gremien der UNO, an der Verteidigung der Rechte des Volkes der Mapuche teilzunehmen und den Doppelstandard der chilenischen Justiz zu verurteilen, die Freiheit der politischen Mapuche-Gefangenen, die Ausserkraftsetzung des Anti-Terrorgesetzes und die Beendigung der aussergerichtlichen Hinrichtungen in Chile zu fordern.

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