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Mit unbekannter Substanz injiziert

Angriff auf ein Mapuche-Oberhaupt

Am 26. März wurde Mapuche-Oberhaupt José Regle Calhueque, Vorsteher der Mapuche-Gemeinde von Cano Antinao in den frühen Morgenstunden angegriffen. Als er wie gewohnt sein Haus verließ, um die Tiere auf seinem Land zusammenzutreiben, wurde er plötzlich von drei Männern bedrängt, deren Gesichter von Kapuzenmützen verdeckt waren. Nachdem er mit ihnen gerungen hatte, spürte er, wie sein ganzer Körper von einer Lähmung ergriffen wurde. Seine Angreifer hatten eine unbekannte Substanz in seine Brust injiziert. Dieser Vorfall spielte sich in der Region Victoria ab, wo ein Kommandotrupp namens „Comando Hernán Trizano“ vor ein paar Jahren paramilitärische Aktivitäten entwickelt hatte.

Veröffentlicht in Azkintuwe Noticias / Montag, den 4. April 2005

Während dieses feigen Angriffs wurde dem Mapuche-Oberhaupt Regle Calhuegle eine unbekannte Substanz in die Brusthöhle injiziert, was offensichtlich der Grund für die vorübergehende Lähmung seines ganzen Körpers war. Er wurde in das Krankenhaus von Viktoria eingeliefert, dann aber wegen seines kritischen Zustands in das Regionalkrankenhaus von Temuco überführt, wo er sich zur Zeit erholt und sich nach Auskunft des Gemeindeverbandes Mülulche Kimün in einem stabilen Zustand befindet. Diese Organisation verbindet 38 Mapuchegemeinden innerhalb der Stadtverwaltung von Victoria. Alle diese Gemeinden brachten ihre gänzlich abweisende Haltung gegenüber diesem ernsten Angriff zum Ausdruck, der sich wie schon häufig zuvor gegen eine unserer traditionellen Institutionen richtete.

In Verbindung mit dieser Angelegenheit hat der oben genannte Gemeindeverband eine öffentliche Erklärung gegenüber dem Justizministerium abgegeben, in der er darauf besteht, dass die Regierung eine vollzeitarbeitende, unabhängige Untersuchungskommission einsetzt, um diesen ungewöhnlichen und sehr ernsten Mordversuch an einer Autoritätsperson der Mapuche aufzuklären und die daran Beteiligten rechtlich zur Verantwortung zu ziehen.

Durchgesickerte Informationen lassen vermuten, dass der Angriff etwas mit den Landansprüchen der o.g. Mapuchegemeinde zu tun hat, denn der Kampf um das Land wird von dem erwähnten Mapuche-Oberhaupt angeführt. Nach Angaben des Gemeindeverbandes Mülulche Kimün haben die Ärzte noch nicht herausgefunden, was für eine Art von Substanz ihm eingespritzt worden ist.

Angesichts dieser kritischen Situation gab der Mapuche- Gemeindeverband von Victoria durch sein Exekutivkomitee, dem Isaías Colihuinca vorsteht, und durch Mitglieder der Gruppe eine öffentliche Erklärung ab, in der sie alle ihre Besorgtheit über den Angriff zum Ausdruck brachten. „Als Oberhäupter, Leiter und Individuen, die diesem Gemeindeverband angehören, erklären wir unsere totale Ablehnung gegenüber diesen Ereignissen sowie unsere Sorge in Anbetracht der Tatsache, dass es hier um das Leben unseres Bruders geht, der in unserer Gemeinde eine Autorität darstellt und als solche sowohl im lokalen als auch im regionalen Bereich anerkannt ist. Gleichzeitig unterstützen wir auch die berechtigten Landansprüche unserer Mapuche-Brüder und -Schwestern im Territorium von Mariluan.“

Armando Marileo Ngenpin, die philosophische und spirituelle Autorität von Pangku-Budi im Territorium der Lafkenche und Koordinator des „Kongresses von Autoritäten der Mapuche Nation“, ist besorgt über diesen feigen Angriff und hat geäußert, dass es in Anbetracht der Schwere dieses Vorfalls absolut notwendig sei, dazu Stellung zu nehmen. Marileo gibt zwar zu, dass es sich bei diesen Ereignissen um einen einmaligen Vorfall handeln könne, weist aber darauf hin, dass physische Angriffe gegen Mapuche Führer/innen und traditionelle Autoritäten wiederholt stattfinden. „Es sind nur die Methoden, die sich dauernd ändern“, fügte er hinzu.

Auch die Koordinationsgruppe für Mapuche-Organisationen und territoriale Einheiten erklärte ihre Solidarität und Unterstützung für die Forderungen des Gemeindeverbandes Mülulche Kimün von Victoria und stellte fest, dass der Angriff Organisationen und Gemeinden „zur Vorsicht“ gemahnen solle, da es sich hier um eine neue Form der Repression handele. Sie unterstrich auch, wie wichtig es sei, alles Nötige zu tun, um diesen Angriff nicht ungestraft bleiben zu lassen, wie das in vielen anderen Fällen im Zusammenhang mit Einzelpersonen und Gemeinden der Mapuche-Nation geschehen sei.

„Es ist unbegreiflich, dass ein solch ernster und gefährlicher Vorfall in der Öffentlichkeit mit totaler Gleichgültigkeit aufgenommen wird. Wo ist hier der Schutz der grundlegenden Menschenrechte der Betroffenen?“ wollte die Mapuche- Organisationsgruppe wissen. Es lohnt sich, hervorzuheben, dass die Befürchtungen dieser Organisationen nicht unbegründet sind. Vor nur wenigen Jahren gründete in derselben Region von Victoria eine Gruppe von in der Landwirtschaft beschäftigten Geschäftsleuten eine Kommandogruppe namens „Comando Hernán Trizano“, die von den Mapuche als „paramilitärisch“ entlarvt wurde, und die ganz spezifisch die Einschüchterung von Gemeindeoberhäuptern zum Ziel hat. /Azkintuwe

Aus dem Englischen übersetzt von Barbara Chambers  
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Überarbeitet von Bärbel A. Rautenberg


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