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Spirale der Gewalt gegen die Mapuche Bernadette Reining Seit mehreren Jahren hat sich der Konflikt zwischen
den Mapuche und dem chilenischen Staat stetig verschlimmert. Von Seiten
der Mapucheorganisationen wird der Mangel an politischem Willen in Bezug
auf die Suche nach Lösungen, die eine gleichberechtigte Partizipation
der Mapuche beinhalten, beklagt. Die Anwort der chilenischen Regierung
auf die Mobilisierung der Mapuche, die als Bedrohung der inneren Sicherheit
des Landes aufgefasst wird, besteht u.a. in der Anwendung des Gesetzes
für innere Sicherheit (Artikel C Absatz III Nr. 12.927) und ermöglichte
eine Militarisierung der VIII. und IX. Region. Neben der Einschüchterung
der Mitglieder der Gemeinschaften hat dieses Vorgehen seitens des Staates
unmittelbare Folgen für die die betroffenen Menschen: Bspw. ist bereits
die Tatsache, einer Organisation anzugehören, ein Vergehen und behindert
somit das Recht, sich zu organisieren. Ein zentraler Aspekt ist der territoriale Konflikt:
Die Mapuche bestehen darauf, die Hoheit über Ländereien des
von ihnen genutzten Territoriums wiederzuerlangen, auf dem sie bereits
lange vor der spanischen Kolonialisierung lebten. Nach ihrer Auffassung
gilt die Erde als von den Göttern geliehen. Eigentumsbegriffe der
westlichen Welt im Sinne von individuellem Landbesitz sind zur Kennzeichnung
dieser Haltung untauglich, Land kann dementsprechend weder verkauft noch
getauscht werden. Dieser Sichtweise sollte im heutigen Chile das 1993
verabschiedete Indígena-Gesetzes Rechnung tragen. Es beinhaltet
die Unantastbarkeit und Unverkäuflichkeit des von Mapuche-Kommunen
genutzten Landes. Das von Einzelfamilien genutzte Land kann höchstens
mit deren ausdrücklicher Zustimmung getauscht werden. Allerdings
zeigt sich am Beispiel des Staudammprojektes Ralco, dass die Realität
eine andere ist. Auf dem Rechtsweg scheint das Ralcoprojekt jedenfalls
nicht zu stoppen zu sein. Bereits am Jahresende hat die Betreiberfirma
Endesa trotz anhängender Klagen die Bautätigkeit weiter vorangetrieben.
Nicht nur aufgrund dieser Erfahrung bleibt es auf Seiten der Mapuche nicht
nur bei Worten des Protestes, sondern bzgl. der Territorialkonflikte ist
es vielfach zu Landnahmen gekommen, d.h. einer Wiederaneignung von Ländereien.
Diese werden, wie nicht anders zu erwarten, von staatlicher Seite als
illegal bezeichnet und in massiver Weise sanktioniert. Dem Staat wird
vorgeworfen, durch massive Repression gegen die Mapuche die Interessen
nationaler und transnationaler Tourismus-, Energie- und Forstwirtschaftsfirmen
zu verteidigen und den Lebensraum der Mapuche maßlos zu kapitalisieren.
Nach Angaben von MAPUEXPRESS-NOTICIAS riefen am 25.7.2001 verschiedene Mapucheorganisationen wie z.B. die Asociación Mapuche Ñancucheo aus Lumako, Consejo de Todas las Tierras, Agrupación Konapewman uvm. gemeinsam mit vielen Mapuchegemeinden, zivilen und studentischen Gruppen zu einer Demonstration in Temuco auf. Diesem Aufruf folgten nahezu 1500 Personen, die die Hauptstraßen von Temuco bevölkerten. Hierbei kam es zu gewalttägigen Auseinandersetzungen mit Dutzenden von Verletzten und 126 festgenommenen Mapuche. Der Protesttag galt dem Ziel der Ablehnung und der Reaktion auf systematische und fortschreitende gewalttätige Repression, die durch polizeiliche und juristische Maßnahmen gegenüber Mapuchegemeinden und Organisationen, die ihre territorialen Rechte zurückgewinnen wollen, ausgeübt wird. Der Anlass dieser Demonstration steht u.a. mit den in jüngster Zeit in der Umgebung von Temuco durch mehrere Polizeikugeln verletzten Mapuche in Zusammenhang. Es gab einen Verletzten in der Nähe von Galvarino und drei aus nächster Nähe angeschossene Mapuche in Tirúa. Erinnert sei auch an die brutalen Übergriffe in den ländlichen Gemeinden durch Hausfriedensbruch seitens der Polizei, die Verhaftungen und die willkürlichen Prozesse gegen Mapuche und zu guter Letzt der gewalttätige Hausfriedensbruch am Sitz des Consejo de Todas las Tierras in Temuco. Bernadette Reining ist Mitarbeiterin der
bielefelder Gruppe Ñuke Mapu. |
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